Missverständnisse über die Rechte von Tieren: Grausamkeit unreinen Tieren gegenüber
Der Islam ist eine Religion, die dem Konzept der Gnade ergeben ist. Muslime werden aufgefordert, untereinander gnädig zu sein, allen Menschen gegenüber, den Tieren gegenüber und sogar der Umwelt gegenüber. Gott ist der Gnädigste und alle Gnade kommt von Ihm. Als der Prophet Muhammad die Gnade Gottes beschrieb, pflegte er die Metapher von einer Tiermutter zu wählen, die ihren Nachkommen gnädig ist.[1]
“Und Wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für alle Welten.” (Quran 21:107)
Der Islam ist auch darum besorgt, Rechte zu wahren und zu sichern. Die Schariah, oder die Gesetze Gottes, wie sie im Qur´an und in den authentischen Überlieferungen des Propheten Muhammad verkörpert werden, bemühen sich darum, die Rechte zu schützen. Menschliche Wesen besitzen sowohl Rechte als auch Pflichten. Eine dieser Pflichten ist das Wahren der Rechte der Tiere auf Sicherheit, Geborgenheit und freundliche Behandlung. Wir sind vor Gott dafür verantwortlich, dass die Rechte der Tiere aufrechterhalten und respektiert werden. Grausamkeit Tieren gegenüber ist eine schwerwiegende Sünde und kann eine harte Strafe nach sich ziehen.
“Eine Frau wurde gefoltert und in die Hölle geworfen wegen einer Katze, die sie eingesperrt hatte, bis sie aus Hunger gestorben war.” DerProphet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte: “Sie hat ihr weder Futter noch Wasser gegeben, als sie eingesperrt war, und sie hat sie auch nicht frei gelassen, damit sie sich von den Insekten der Erde ernähren konnte.”
Es ist wahr, dass Gott bestimmte Tiere als unrein geschaffen hat, insbesondere den Hund und das Schwein. Dies ist allerdings keine Lizenz für Grausamkeit. Unreinheit deutet lediglich darauf hin, dass bestimmte Vorkehrungen zu treffen und besondere Regeln zu befolgen sind, wenn man mit diesen Tieren umgeht. Tiere, Hunde eingeschlossen, freundlich zu behandeln, kann zu einer großen Belohnung führen; genau wie die grausame Behandlung von Tieren eine Person ins Höllenfeuer bringen kann.
Der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte: “Als ein Mann ging, fühlte er sich durstig, und er stieg hinab in einen Brunnen und trank davon. Als er hinaus kam, sah er einen Hund hecheln und den Sand fressen vor Durst. Der Mann sagte: ‘Dieser (Hund) leidet unter demselben Problem wie ich. Da ging er nochmal in den Brunnen hinab, füllte seinen Schuh mit Wasser, hielt ihn mit seinen Zähnen fest, kletterte hinauf, und gab dem Hund das Wasser. Gott dankte ihm für diese (gute) Tat und vergab ihm seine Sünden.” Die Leute fragten: “O Gesandter Gottes, gibt e seine Belohnung für uns, wenn wir den Tieren geben?“ Er antwortete: “Ja, es gibt eine Belohnung für jedes lebende Wesen.”[2]
Gott hat reichlich verdeutlicht, dass das Fleisch vom Schwein unrein ist[3] und dass der Hund ein unreines Tier ist. Zweifellos steckt hinter diesem allen göttliche Weisheit; ein Muslim jedoch ergibt sich willig den Befehlen Gottes, ohne den Grund hinter der göttlichen Anweisung zu kennen. Außerdem hat Gott ausdrücklich gesagt, dass ein Gläubiger die Worte seines Herrn hört und ihnen gehorcht.
“‘Wir hören und wir gehorchen." Und sie sind es, die Erfolg haben werden (und die ewig ins Paradies kommen werden).” (Quran 24:51)
Das Hören und den Gesetzen, die Gott herab gesandt hat, zu gehorchen, kann nicht als Freibrief zur Grausamkeit gegenüber irgendeinem lebenden Wesen interpretiert werden. Obwohl Schweine und Hunde menschlichen Wesen offensichtlich schaden können, wie durch das Schweinefleisch viele Krankheiten und Bakterien übertragen werden oder Rudel von Hunden Krankheiten hervorrufen können, gibt es keine Rechtfertigung dafür, zu ihnen grausam zu sein.
Der Prophet Muhammad ordnete die Ausmerzung der Hunde von Medina an[4] und der Grund hierfür war, dass die Hunde in jener Zeit mit Tollwut infiziert waren. Tollwut ist, wie allgemein bekannt ist, eine akute und tödliche Infektionskrankheit, die bei Menschen Anfälle verursacht und schließlich zum Tod führt. Es gab keine Tierheime und keine Impfungen für kranke Hunde; daher stellte das Töten der Hunde die einzige durchführbare Art dar, um die Menschen vor dem Schaden zu schützen.
“Mein Vater (einer der Gefährten des Propheten Muhammad) sagte: “Zu Lebzeiten des Gesandten Gottes pflegten Hunde zu urinieren und durch die Moscheen zu laufen (zu kommen und zu gehen...)”[5]
Der Islam ist in bezug auf die Rechte der Tiere deutlich, sie sollen mit Gnade und Freundlichkeit behandelt werden; allerdings ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Tiere zum Nutzen der Menschheit erschaffen worden waren. Uns ist es nicht gestattet, sie zu misshandeln oder über ihre Fähigkeiten hinaus zu belasten. Andererseits kann nicht akzeptiert werden, das Leben eines Tieres auf die gleiche Stufe oder höher als das Leben von Menschen zu betrachten. Daher ist es gestattet, bestimmte Tiere zum Essen oder aus Notwendigkeit zu schlachten; es ist ebenfalls gestattet, Tiere zu nutzen, um medizinische Wissenschaft weiterzuentwickeln. In beiden Fällen ist Grausamkeit verboten.
Der Menschheit ist es gestattet, Tiere zu nutzen, um ihre legitimen Bedürfnisse zu stillen, nicht aber ihre niederen Begierden. Jegliches Experimentieren zu Luxuszwecken ist verboten. Ein Gläubiger muss sicher sein, dass das Fleisch, das er ist, auf menschlicher Weise geschlachtet wurde.
Umar ibn Al Khattab, der zweite Führer der Muslime nach dem Tod des Propheten Muhammad, sah eine Person, die eine Ziege an ihrem Bein zog, um sie zu schlachten. Er sagte zu ihm: “Möge dich der Ruin einholen, schlachte sie auf angemessene Weise.”[6] Umar sagte den Menschen, dass Tiere nicht rau oder unfreundlich behandelt werden dürfen. Er brachte seine Sorge um Tiere zum Ausdruck und seine Furcht davor, dass Gott ihn über seine Behandlung von Tieren befragen wird, indem Er sagt: “Wenn ein Kamel in den Tälern des Euphrats stolpert, fürchte ich, dass mich Gott darüber befragen wird.“[7]
Die Menschheit wurde als Verwalter der Schöpfung Gottes auf dieser Erde eingesetzt. Tiere mit Freundlichkeit und Gnade zu behandeln, ist nur eine der Pflichten, die in dieser Verwaltung eingebettet sind. Der unreine Status mancher Tiere hat keinen Einfluss auf ihr Recht, frei von Schmerzen und Leiden zu leben.
Footnotes:
[1] Sahieh Muslim
[2] Sahieh Al-Bukhari
[3] Für weitere Informationen siehe Warum ist Schweinefleisch verboten, Teile 1 & 2 (http://www.islamreligion.com/articles/2513/viewall/)
[4] Sahieh Muslim
[5] Sahieh Al-Bukhari
[6] Dr. Mustafa Al-Sabai. Some Glittering Aspects of Islamic Civilization, Sharif Ahmad Khan, trans. (Delhi: Hindustan Publication, 1983) S. 138
[7] Sheik Muhammed Karakkunnu, Farooq Umar (Malayalam), Calicut,India: IPH, 1984) S. 516.
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